Kitafotos sind in den meisten Fällen heute noch so wie vor 30 Jahren, als ich selber in den Kindergarten ging. Die Kinder sitzen vor irgendwelchen Hintergründen, die zugegebenermaßen, schöner und individueller sind als zu meiner Kindergartenzeit, werden im Minutentakt abfotografiert und in diesem Szenario sollen die Kleinen sich auf Knopfdruck wohlfühlen und nett in dieses riesige schwarze Ding lächeln, das viele vielleicht noch nie vorher gesehen haben. Das kann einfach nicht die beste Art und Weise sein das Wesen eines Kindes einzufangen.
Wie oft höre und lese ich von bedürfnisorientierter Erziehung, von, wie im gleichnamigen Buch von Nicola Schmidt, artgerechter Behandlung und Selbstbestimmtheit und wie wenig sind diese Ansätze in der Kitafotografie zu finden. Dabei ist es doch so einfach schöne Bilder von Kindergartenkindern zu machen, wenn man sie einfach Kind sein lässt.
Sie sind keine kleinen Erwachsenen, die schön posen oder jetzt schon eine hübsche Maske in Form eines hübschen Lächeln aufsetzen sollen, damit der Fotograf, Erzieher und/oder die Eltern glücklich sind. Aber was ist mit den Kindern? Sie sind diejenigen, die sich später als Erwachsene die Bilder von ihrer eigenen Kindheit ansehen und sich mit Hilfe dieser Bilder an ihre Zeit als Kinder erinnern werden. Wie sollen sie sich sehen, an was sollen sie sich erinnern? An den großen Teddybären oder das Rutschauto, mit denen sie nur für die 2-3 Minuten Fotoshooting spielen oder vielleicht sogar nur drauf sitzen durften? Oder sollen sie sich an ihr Liebingsbuch in der Kita erinnern, dass sie 100 Mal am Tag gelesen haben oder das Feuerwehrauto mit dem sie stundenlang spielen konnten. Ich wünsche mir für meinen Sohn, dass er auf den Bildern seiner Kindheit erkennt, welchen großen Entdeckerdrang er hatte, mit welcher Konzentration er Dinge untersuchen konnten und dabei die Welt um sich herum vergaß und mit welcher Freude und Leichtigkeit er seine Welt kennen lernte. Das sind Bilder, die unsere Kinder aus ihrer Kindergartenzeit mitnehmen sollten: das Echte, das Wahre, das Schöne.
Knapp eine Woche ist mein Testshooting in Sams Kitagruppe nun her. Zeit ein kleines Resümee zu ziehen. Ich habe mir im Vorfeld natürlich meine Gedanken gemacht, wie in etwas der Ablauf sein sollte, wie ich mir z.B. die Namen der Kinder merken und auch später die Bilder den entsprechenden Kindern wieder richtig zuordnen konnte. Ein paar Tipps und Tricks habe mich mir im Webinar von Florian und Meike geholt und diese versucht auf mich zu übertragen. Da ich eigentlich alle Kinder aus Sams Gruppe kennen, war das für mich die kleinste Schwierigkeit, aber ich habe versucht, das Ganze so anzugehen, als würde ich kein einziges Kind aus der Gruppe kennen.
Meine größte Befürchtung war eigentlich eher, dass ich nicht genug "klassische" Portraits hinbekommen würde, bei denen die Kinder auch mal in die Kamera schauen, denn wenn ich Sam und seine Freunde fotografiere, passiert meistens genau das. Ich habe viele schöne Fotos, aber nur selten schaut ein Kind wirklich in die Kamera. Ich hatte mir also vorgenommen, darauf ein wenig zu achten und meinen Fokus ein wenig darauf zu legen um genau das auch zu üben.
Ich bereitete im Vorfeld QR-Code Karten für die angemeldeten Kinder vor. Die QR-Code Karten wurden von Portraitbox generiert. Das ist letztendlich die Plattform des Onlineshops, in dem die Eltern später ihre Bilder bestellen können. Gleichzeitig konnte ich mir auch eine Liste der Codes ausdrucken, die mir später als Namens und Merkliste diente. Ob sich dieses System auch auf ganze Kitas übertragen lässt, werde ich später sehen. Für diesen Test ging es auf jeden Fall sehr gut.
An den Tagen vor dem Shooting war Sam krank, mit Fieber und allem drum und dran. Da war dann nicht so viel ans Fotografieren zu denken, aber ich hoffte wirklich, dass er dabei sein würde, da ich ihn so gerne mit auf dem Gruppenfoto dabei haben wollte. Auch wenn ich wusste, dass es mit ihm sehr viel schwieriger werden würde, frei zu fotografieren, da er zu Zeit schon ziemlich eifersüchtig reagiert, wenn seine Mama andere Kinder bespaßt. Ansonsten hatte ich mir über das Gruppenfoto gar keine weiteren Gedanken gemacht. Das sollte einfach auf mich zukommen.
Dann war es soweit, der große Tag war da. Ich hab Sam um halb 9 zur Kita gebracht, damit er dort noch frühstücken konnte. Selber bin ich nochmal in den Aufenthaltsraum und hab einen Kaffee getrunken, denn das Fotoshooting sollte erst um 9 Uhr starten.
Wir begannen dann mit einem gemeinsamen Morgenkreis, bei dem alle Kinder begrüßt wurden ich mir ihre Namen aufschrieb und zusätzlich bestimmte Merkmale ihrer Kleidung notierte. Ich habe ihnen kurz erzählt, warum ich da bin und meine Kamera gezeigt. Die war natürlich sehr interessant. Sam war schon zu dem Zeitpunkt ziemlich quengelig drauf und wollte seine Mama für sich alleine haben.
Und dann ging es auch schon los, das freie Spielen und ich mittendrin. Ich schoss wirklich viele, viele Bilder, spielte zwischendurch mit den Kindern, tröstete Sam, wenn er wieder von meinem Schoß runter musste und fotografierte weiter. Das Gruppenfoto war aufregend, die Kinder setzen sich zwar alle zusammen hin, aber das mit dem Hinschauen klappte so gar nicht. Ich habe beim Sortieren festgestellt, dass ich 71 Bilder gemacht hatte und mir letztendlich keines wirklich gefällt. Erst am Donnerstag Abend ist mir eine Idee dazu gekommen, die ich demnächst versuche nochmal auszutesten. Genaueres dann später dazu.
Eigentlich hatte ich zwei verschiedene Objektive mit, die ich austesten wollte, aber ich war so aufgeregt und hatte Angst etwas zu verpassen, dass ich nicht mehr daran dachte, auch mal die Objektive zu wechseln. Auch etwas, dass ich das nächste Mal nochmal anders machen möchte. Denn gerade mit dem zweiten Objektiv, hätte ich wahrscheinlich die Kinder noch mehr im Spielen festhalten können, denn ich habe mich so sehr darauf konzentriert, genug Portraitfotos von den Lütten zu machen, dass die Spielfotos, für mein Verständnis, etwas zu kurz gekommen sind.
Aber genau dafür habe ich diesen kleinen Testdurchlauf ja gemacht. Zum Einen um einzuschätzen, wie viel Spaß es mir macht und zum Anderen um den Ablauf und die Möglichkeiten auszutesten. Im großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden, wie es lief. Verbesserungsideen gibt es natürlich schon noch genug, wäre ja merkwürdig, wenn nicht.
Nun startet bald der zweite Teil des Test, die Übergabe an die Eltern und deren Feedback. Ich bin gespannt, was sie sagen und wie der Onlineshop so funktioniert. Ich werde euch davon berichten. Und vielleicht bekomme ich auch die ein oder andere Freigabe für die Bilder, dann kann ich euch auch mal andere Kinder, als immer nur Sam zeigen :-)
Mein Fazit bisher ist auf jeden Fall sehr positiv. Mir hat es so viel Spaß gemacht, mitten unter all den wundervollen kleinen Menschen zu sein, zu sehen wie sie ihre Welt entdecken und diese Entdeckungsreise auch noch mit meiner Kamera festhalten zu dürfen, ist einfach ein tolles Gefühl. Ich werde auf jeden Fall weiter in diese Richtung gehen und freue mich, wenn ihr mich auf dem Weg begleitet und ganz viel Werbung für mich macht.
Alles Liebe,
Eure Silke
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