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Kitafotografie im freien Spiel - Was bedeutet das?

Du erinnerst dich sicher noch an deine eigene Kindergartenzeit, an die Aufregung wenn der Fotograf kam und die Fotos, die dabei entstanden sind. Möchtest du wissen, wie ich mich damals gefühlt habe und warum ich die Kitafotografie heute anders angehe? Dann lies einfach weiter.

 

Als ich klein war, haben meine Eltern und ich regelmäßig vergessen, dass der Fotograf kam und ich war nicht extra schick angezogen, sondern hatte nur meine normalen Kitaklamotten an. Ich erinnere mich noch an das Gefühl der Freude und der Unsicherheit, als ich vor dem Fotografen saß. Ich wusste nichts mit mir anzufangen und weil ich eine Brille trug, bekam ich immer noch die extra Anweisung den Kopf ein wenig zu neigen, damit man keine Spiegelung auf den Brillengläsern sah. Also hingesetzt, Kuscheltier fest umklammert. Grade hinsetzen, ein bisschen zur Seite gedreht, Kopf neigen, aber nicht zu doll, lächeln und dabei auch natürlich fröhlich aussehen. Puh, wie weit sollte ich den Kopf nochmal neigen? Und das schräg sitzen auf dem Hocker ist irgendwie ungemütlich, ich wäre jetzt lieber in der Leseecke und möchte mir ein Buch anschauen.

 

Alles gar nicht so einfach für ein Kitakind und wenn ich die Fotos jetzt so anschaue, habe ich trotzdem keine Erinnerung daran wie meine Zeit im Kindergarten so war, wie die Räume aussahen und was ich da eigentlich so gemacht habe.

 

Die Fotos von damals sehen so austauschbar aus. Fast immer der gleiche Hintergrund, ein Portraitfoto in Nahaufnahme und mit nur sehr wenig Persönlichkeit.

 

Ein Grund warum ich eigentlich gar keine Kitafotos machen wollte. Aber mittlerweile gibt es viele Fotografen, die sich auch bei den gestellten Fotos viel Mühe geben, den Kindern ein echtes lachen zu entlocken, die alles geben, dass sich die Kinder vor der Kamera wohlfühlen und ihr Persönlichkeit wieder zu erkennen ist. Es freut mich, dass es immer mehr Fotografen gibt, die die Kitafotografie nicht als reine Massenabfertigung abwickeln, sondern auch die Menschen dahinter sehen.

 

Nichtsdestotrotz sind die Fototermine meistens mit Stress verbunden. Zum Teil für die Kinder (je nach Typ und Tagesform des Kindes) und vor allem auch für die Pädagogen. Der Tagesablauf wird eingeschränkt oder über den Haufen geworfen und die Kinder müssen zu bestimmten Zeitpunkten irgendwo hingebracht werden und geduldig darauf warten in eine Situation zu kommen, die sie vielleicht in dem Augenblick nicht wollen und die Pädagogen versuchen alle bei Laune zu halten, Haare zu richten und ggf. nochmal umzuziehen. All das neben dem eigentlichen Tagesgeschäft.

 

Fotografieren im angeleiteten Spiel ist eine tolle Alternative. Der Kitafotograf schnappt sich eine Gruppe von Kindern und geht an einen bestimmten Ort (meist auf dem Außengeländer, z.B. auf einem Klettergerüst) und lässt die Kinder einen Parkour durchlaufen, redet viel mit ihnen und fängt so echte Emotionen der Kinder ein. So entstehen viel natürlichere Bilder und die Kinder fühlen sich weniger unter Beobachtung.

 

Ich selber geh noch einen Schritt weiter und fotografiere komplett im freien Spiel. Das bedeutet, ich komme morgens in die Gruppe und stelle mich und meine Kamera z.B. beim Morgenkreis vor. Das mache ich auch bei den ganz Kleinen, das hilft sehr, das Vertrauen der Kinder zu gewinnen. Ich als Erwachsener möchte ja auch wissen, wen ich vor mir habe, wenn ich fotografiert werde.

 

Je nach Gruppengröße und Alter, bin ich bis zum Mittagessen oder bis in den frühen Nachmittag in der Gruppe. Ich nehme mir viel Zeit für die Kinder, ich lerne ihre Namen, rede mit ihnen, lerne sie und ihre Persönlichkeiten kennen und mache sowohl Portraitaufnahmen als auch Bilder beim Spielen.

 

Ich bin in der Zeit, während ich in der Kita bin nicht nur einfach Fotografin. Ich bin Freundin der Kinder, helfende Hand für die Erzieher. Ich spiele mit den Kindern, ich tröste sie, ich schlichte Streit und helfe beim Anziehen.

 

~ Ich bin Teilzeit-Erzieher mit Kamera. ~

 

Ich sitze neben den Kinder auf dem Boden und fotografiere sie auf Augenhöhe, ich schenke ihnen meine Zeit und Aufmerksamkeit und ganz nebenbei halte ich fest, wie sie spielen, wie sie lachen und albern sind oder ganz konzentriert etwas bauen oder entdecken.

 

Auf den Bildern siehst du nicht nur dein Kind, sondern auch die Kita. Die Umgebung, in der dein Kind sein zweites zuhause gefunden hat. Die Umgebung, wo es so viel lernt und die es nachhaltig prägen wird. 

 

Ich weiß wir Eltern neigen dazu Fotos von unseren Kindern haben zu wollen, auf denen sie direkt in die Kamera lächeln. Die sehen auch immer so süß aus. aber bitte denke auch immer daran, dass die Kitafotos nicht nur für dich sind.

 

Diese Fotos sind vor allem für deine Kinder als Erinnerung an ihre Kindergartenzeit. Sie sollen sehen können, wo sie gespielt haben, mit was und im besten Fall sogar mit wem. Die “Ich-lächel-in-die-Kamera-Fotos” sind toll und ich versuche auch von jedem Kind solch ein Foto zu machen. Aber die wahren Erinnerungsbilder sind die, auf denen dein Kind sehen kann, wie es in der Kita gespielt, gelacht und getobt hat.

 

 

~ Weil unsere Bilder ihre Erinnerungen werden ~


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