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Was bedeutet eigentlich Schönheit?

Ich habe vor einigen Tagen/Wochen ein Interview in der Zeit gelesen, Wahrnehmung - Schönheit ist lebensnotwendigSemir Zeki wurde interviewt, ein britischer Neurobiologe, mit Forschungsschwerpunkt in der visuellen Neurologie.

 

Semir Zeki hat in seiner Jahrzehnten langen Forschung viele wichtige Erkenntnisse gefunden, die uns zeigen wie wir sehen. Seine neusten Ergebnisse zeigten, was in unserem Gehirn vorgeht, wenn wir etwas Schönes wahrnehmen, unabhängig ob es ein Bild, Musik oder (z.B. für Mathematiker) eine Matheformel ist. 

 

Schönheit ist so subjektiv und trotzdem gibt es, laut Zeki, ein bestimmtes Hirnareal, das immer eine höhere Aktivität zeigt, wenn wir etwas, für uns, Schönes wahrnehmen.

 

Ich möchte euch einen kleinen Ausschnitt aus dem Interview hier zeigen.


ZEITmagazin: Und was tut dieses Zentrum?

 

Zeki: Es gehört zum sogenannten emotionalen Gehirn. A1 ist Teil eines größeren Komplexes, der sich mit Entscheidungen beschäftigt. Vor allem bewertet er Reize, die wir als angenehm oder als Belohnung empfinden.

 

ZEITmagazin: Nun, wir fühlen uns besser, wenn wir etwas sehen oder hören, was uns gefällt. Und das von Ihnen entdeckte Hirnzentrum löst offenbar genau diese Reaktion aus. Was ist daran so überraschend?

 

Zeki: Dass Schönheit, ganz gleich, welcher Art, immer dieselbe Gehirnerregung auslöst. Hätten Sie mich vor zwanzig Jahren gefragt, hätte ich Ihnen gesagt, dass visuelle Schönheit etwas ganz anderes ist und auch im Gehirn anders verarbeitet wird als schöne Musik oder eine Gleichung, die ein Mathematiker als ästhetisch empfindet. Aber so ist es nicht. Schönheit ist ein einheitliches Konzept, das mit der Aktivität eines ganz bestimmten Teils des Gehirns zusammenhängt. Das fand ich sehr überraschend.

 

ZEITmagazin: Ist Schönheit Luxus?

 

Zeki: Nein. Schönheit ist lebensnotwendig. Wann immer Sie Schönheit empfinden, betrifft diese Erfahrung einen großen Teil Ihres emotionalen Gehirns. Wir brauchen sie für unsere täglichen Entscheidungen genauso wie den Dünndarm und seine Enzyme für die Verdauung.

 

ZEITmagazin: Wofür, jenseits der Partnerwahl, dient der Sinn für Ästhetik?

 

Zeki: Nehmen Sie die Architektur. In hässlichen Räumen neigen Menschen zu asozialem Verhalten. Wie wichtig Schönheit ist, haben Architekten, die Sozialwohnungen planten, lange übersehen. Bei uns in London gibt es abscheuliche Viertel. Deren Bewohner leben gedrängt, sie haben kein Grün vor der Tür. Dort geschehen auch die meisten schweren Verbrechen.


Dieses Interview hat mich wirklich sehr beeindruckt und inspiriert. Denn es vereint meine beiden Herzen: Kreativität und Naturwissenschaft. Vermeintlich so konträre Denkweisen und vielleicht sogar Lebenseinstellungen, die beide aber für mich schon immer zu mir gehörten und die, auf die ein oder andere Weise, bei mir immer wieder zum Vorschein kommen. Sei ist die Struktur, die ich in meinem Alltag brauche, dass ich an einem chaotischen Arbeitsplatz nicht denken kann oder dass ich ein großer Fan von Nerdwitzen bin und Wissenschaft einfach beeindruckend finde. Und gleichzeitig ohne die Fotografie nicht leben kann, es liebe auch musikalisch aktiv zu sein, Neues zu lernen oder wenn mich beim Geschenke basteln die Muse küsst, ich nicht aufhören kann.

 

Ich musste mir auch unweigerlich die Frage stellen, was ist denn Schönheit für mich? Was empfinde ich als schön?

 

  • Ich finde Buntes/Leuchtendes schön, egal ob Kleidung, Bilder, Autos, Schmetterlinge, Blumen…Alles was bunt ist, macht mich immer ein wenig glücklicher. Vielleicht liegt das daran, dass ich unter dem wunderschönen grauen Hamburger Himmel groß geworden bin. Muster hingegen sind nicht so meins.
  • Ich finde das Meer wunderschön.
  • Ich finde viele Menschen schön, die auf den ersten Blick vielleicht nicht umwerfend schön sind. Ich kann es gar nicht beschreiben, aber ich habe dann oft das Gefühl, nicht den Menschen an sich, sondern sein Gemüt zu sehen. Man könnte vielleicht auch Seele sagen, aber das möchte ich mir nicht anmaßen. Aber ihr kennt das sicher auch. Diese Menschen, die von innen her leuchten und strahlen. Die gutmütig sind, eine positive Ausstrahlung und Einstellung haben und irgendwie einfach ein gutes Wesen, das man dann auch sehen kann.
  • Ich finde liebevolle Gesten schön. Auch ein Grund warum ich Familienfotografin geworden bin. Wo sieht man öfter solch liebevolle Gesten als bei Eltern, die Zeit mit ihren Kindern verbringen?
  • Ich finde melodische Musik schön, bei der ich mitsingen, -summen oder-wippen kann. Das Genre ist mir dabei egal. Und da ich passend zum Thema Musik und Schönheit zufällig gerade etwas gefunden habe. Hier noch ein kleines Video von einem kleinen Männchen, das zu Beethovens 5. Sinfonie schlitten fährt. Als ich das Video das erste Mal gesehen habe, war ich wirklich tief beeindruckt und mein A1 Hirnareal war ganz hyperaktiv.

 

In diesem Sinne, viel Spaß bei dem Video und haltet eure Augen auf für die schönen Dinge im Leben.

Und noch ein kleiner Dank an Christian Andrl, der nicht nur diesen tollen Artikel in seiner Facebook Gruppe Fotografen 2.0 geteilt hat, sondern der mir auch in seinem Shootcamp Kurs zeigte auf die kleinen Dinge im Leben zu achten und aufmerksam zu sein. Dadurch entdeckt man nicht nur tolle Fotomotive, sondern auch die schönen Seiten im Leben.

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Kommentare: 2
  • #1

    K. A. (Mittwoch, 19 Februar 2020 20:07)

    Ich suche die Quelle zu diesem Artikel. Können Sie mir weiterhelfen?

  • #2

    Silke (Mittwoch, 19 Februar 2020 21:55)

    Hallo, ich habe eben einige Zeit danach gesucht und auch im Archiv des Zeitmagazins gestöbert. Bisher bin ich leider nicht fündig geworden. Ich werd nochmal eine E-Mail diesbezüglich an die Zeit richten. Schreiben Sie mir gerne nochmal direkt eine E-Mail, damit ich sie bei einer Antwort direkt kontaktieren kann. Silke@luettes-laecheln.de